SIMLAND
Vorsichtung als PC-Spiel
Das Forschungsvorhaben wird finanziert im Rahmen des BMBF-Programms Forschung für die zivile Sicherheit: Stressresilienz durch Exposition in der simulierten Vorsichtung
Einsatzbezogener Stress sowie die mögliche Umsetzung einer digitalen Ausbildung im Rettungswesen sind die zentralen Forschungsthemen im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt.
Mittels eines PC-basierten Stress- und Vorsichtungs-Trainers werden folgende Inhalte vermittelt und Kompetenzen aufgebaut:
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Stressbelastung im Berufsalltag von Rettungskräften
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Techniken zur Stressreduktion und Entspannungsübungen
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Erkennen relevanter Verletzungsmuster
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Verhalten in einer Großschadenslage (simulierte MANV)
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Lernen und Anwendung ausgewählter Vorsichtungs-Algorithmen
(BayVA / mStart, PRIOR, TST, tacSTART) -
Spiel- und Performanceanalyse (Heatmaps, Log-Files, Algorithmen)
Einsatzrelevante Stressoren
Die Auswahl geeigneter Stressoren spiegeln den Stand der Forschung wider und gehen auch darüber hinaus. Unter anderem sind dies z.B. die Bedrohungslage, Zeitmangel, in Panik geratene Kollegen und Vorgesetzte, Materialmangel sowie die Verletzungsmuster.
Die Evaluierung der gewählten Stressoren ist ein Bestandteil des Projekts.
Vielzahl an Verletzungsmustern
Durch ärztliche Beratung und Begleitung im Projekt wurden relevante Verletzungsmuster, die häufig in Großschadenslagen vorzufinden sind realistisch abgebildet. Anhand der Darstellung am Patienten müssen AnwenderInnen die richtigen Rückschlüsse in der Vorsichtung treffen.
Typische Interventionen im Rahmen der Erst-Triage werden von AnwenderInnen über Mini-Spiele gelöst.
Immersives PC-Spiel
Durch den Einsatz modernster Game-Technologie unter Verwendung der Unreal Engine entstehen aufwendige Simulationen, die mittels visueller und auditiver Effekte gezielt verstärkt werden. Die Gesamtkulisse aus den Geschehnissen, eingebaute Stressoren und realistische Abläufe in der virtuellen Welt produziert eine Immersion, die alle Stärken von Gaming in die Welt der Aus- und Weiterbildung katapultiert.
Großübung am BayZBE
Für das Vorhaben STRESS ist eine Großübung am Bayerischen Zentrum für besondere Einsatzlagen (BayZBE) geplant.
Die Großübung findet im März 2025 statt. Für die Teilnahme in der Interventions- und Kontrollgruppe suchen wir noch aktive Teilnehmende.
Unterstütze unsere Forschungspartner Universität der Bundeswehr München und das Bundeswehrkrankenhaus Ulm bei der wissenschaftlichen Erforschung von Stress und Stressresilienz in der simulierten Vorsichtung durch Einsatz digitaler Trainingselemente und das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien.
Melde dich jetzt unverbindlich als InteressentIn an und erhalte mehr Informationen zu der bevorstehenden Studie, die im Februar 2025 beginnt.
Stressbewältigungstechniken
Rettungskräfte sowie Mitarbeitende von Hilfs- und Blaulichtorganisationen sehen sich im beruflichen Alltag mit besonderen mentalen Herausforderungen konfrontiert. Der entwickelte Demonstrator soll als Trainings-Werkzeug fungieren. Denn nicht nur das Wissen über den korrekten Algorithmus ist entscheidend, sondern auch der routinierte Umgang mit Situationen, die Stress erzeugen.
Durch das PC-Spiel STRESS können AnwenderInnen gezielt Stress ausgesetzt werden (Stressimpfungstraining nach Meichenbaum). Wichtig ist zudem der Wissensaufbau um Verfahren und Übungen, um Stress gezielt abbauen zu können.
Interdisziplinäres Team
In diesem Forschungsvorhaben kommen die Expertisen aus den Disziplinen Sportpsychologie, Psychologie, Informatik, Medizin und Spielentwicklung zusammen. Gemeinsam werden Erkenntnisse aus der Forschung und Best Practices im Bereich UX und Game Design miteinander verwoben, um hoch immersive und Stress induzierende Trainingssimulationen zu schaffen.
Partnerschaften
Das Bayerische Zentrum für besondere Einsatzlagen (BayZBE) unterstützt als assoziiertes Mitglied das Vorhaben mit seinem Ausbildungszentrum und Experten-Knowhow. Die Großübung findet unter Einsatz hoch moderner Simulationstechnologie in den Räumlichkeiten des BayZBE statt.
Die Landesschule Baden-Württemberg des Deutschen Roten Kreuz unterstützt als assoziierter Partner im Bereich der User Studien für die Entwicklung eines Demonstrators.
Forschung & Praxis
Das Vorhaben STRESS untersucht die Wirkung von Stress auf die kognitige Leistungsfähigkeit von Rettungseinsatzkräften. Die Erprobung vorhandener (Literatur) und Erforschung neuer Stressoren bildet einen Forschungsschwerpunkt. Ebenso wird untersucht, wie Nutzer mit Stress umgehen und wie sich gezielte Stressabbau-Techniken auf die eigene Wahrnehmung von persönlichem Stress auswirken.
Der entwickelte Demonstrator zeigt hoch realistische Gefahrensituation, die als MAN-V simuliert werden. Wissen wird über das Erkennen von Verletzungsmustern und der Anwendung von Sichtungsalgorithmen von den Spielenden abverlangt.
Ausblick
Mit dem Vorhaben sollen zukünftig Ausbildungslücken im Rettungswesen geschlossen werden, die andernfalls nur mit hohem Ressourcen- und Kostenaufwand zu bewältigen sind. Physische Trainings lassen sich durch die virtuelle Simulation sehr gut ergänzen. Die immersive PC-Simulation macht es möglich, unterschiedlich stark Stress zu induzieren und die Schwere einer Einsatzlage zu verändern. Dadurch können komplett unterschiedliche Einsatz-Dynamiken realisiert und erfahrbar gemacht werden.
Motivation
Insbesondere bei großen Schadenslagen mit einem Massenanfall an Verletzten (MAN-V) müssen Einsatzkräfte unter hohem zeitlichen Druck und teilweise unter schwierigsten Bedingungen häufig weitreichende Entscheidungen treffen. In diesen außergewöhnlichen Lagen erleben Einsatzkräfte bei der Vorsichtung und Klassifizierung von Verletzten (präklinische Vorsichtung, Triage) das Gefühl der Überforderung und sind vielfältigen Stresssituationen ausgesetzt. Um dennoch bestmöglich agieren und reagieren zu können, müssen diese Stresssituationen realitätsnah trainiert werden.
Ziele und Vorgehen
Ziel des Projekts STRESS ist es, Stressresilienz mit Hilfe eines Serious Game in einer virtuellen Umgebung trainieren zu können. Hierzu wurden realitätsnahe zivile und militärische Sz enarien entwickelt, in der Einsatzkräfte mit MAN-V-Situationen und einer dabei erforderlichen Triage konfrontiert werden. Dabei wird über Biosensoren das individuelle Stresslevel gemessen. Über psychoedukative Lernvideos werden Spielenden funktionale Strategien zur Bewältigung von Stressauslösern und einer individuellen Resilienzförderung beiseite gestellt. Neben der digitalen Umsetzung der Stresserzeugung, -messung und -auswertung steht daher die Verbindung von medizinischen, psychologischen und spielspezifischen Konzepten im Mittelpunkt des angestrebten StressSichtungs-Trainers. Der Erfolg des virtuellen Trainings wird in einem Feldexperiment mit Hilfe einer realen Großübung im Anschluss an die Schulung evaluiert.
Innovationen und Perspektiven
Durch die Anbindung eines Brustgurts werden biophysiologische Parameter erhoben. Systematisches Üben virtueller Stresssituationen von Einsatzkräften sollen darüber hinaus den individuellen Resilienzaufbau fördern. Über den MAN-V-Fall hinaus könnten im Erfolgsfall Trainings für weitere einsatzspezifische Stresssituationen in der virtuellen Umgebung abgebildet werden.
Programm
Forschung für die zivile Sicherheit
Bekanntmachung: KMU-innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit vom 03. Juli 2018
Verbundname
Akronym: STRESS
Förderkennzeichen: 13N16309
Verbundprojekt: Stressresilienz durch Exposition in der simulierten Vorsichtung
Gesamtzuwendung
1,26 Mio. Euro
Projektlaufzeit
September 2023 – August 2025
Projektpartner
• Thera Bytes GmbH, München
• Active Fungus Studios GmbH, München
• Bundeswehrkrankenhaus Ulm – ZKM – Z5 – Forschung und Wissenschaft, Ulm
• Universität der Bundeswehr München – Forschungsinstitut CODE – Forschungsgruppe E-Health, Neubiberg
Assoziierte Partner
• Bayerisches Zentrum für besondere Einsatzlagen, München
• Deutsches Rotes Kreuz Landesschule Baden-Württemberg, Pfalzgrafenweiler
Verbundkoordinator
Einkaufsstraße (zivil)
Ein fiktives MAN-V Szenario in Folge eines terroristischen Anschlags innerhalb einer belebten Einkaufsstraße.
Außen- und Innenflächen im Szenario sind spielbar. Es können unterschiedliche Level in dem Straßennetz definiert werden.
Großübung (Feldexperiment)
Forschungshypothesen werden im Rahmen einer Großübung evaluiert. Dieses Szenario stellt eine fiktive MAN-V dar, die einen Abschnitt einer Einkaufsstraße abbildet. Die Interventionsgruppe trainiert laut Forschungsdesign mit diesem Szenario.
Nadelwald (militärisch)
Ein fiktives MAN-V Szenario in den Nadelwäldern Litauens im Grenzgebiet zu Belarus. Eine Aufklärungstruppe gerät in ein Minenunglück mit vielen Verletzten.
Szenarien
NPC Diversität
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Mehr als 20 Patienten-Charaktere
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Kind, Erwachsene und ältere Menschen
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Diverse Körperproportionen
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Sichtungsschemen
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BayVA
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mStart
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PRIOR
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TST
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tacSTART
Behandlungen
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Tourniquet
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Seitenlage
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Atmung checken, Puls messen
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Notfallintubation
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Nadeldekompression
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Druckverband
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Vorsichtungs Training
Verletzungen (30+)
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Quetschwunde
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Schädelfraktur, Schädelhirntrauma
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Verbrennungen
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Pfählungsverletzung
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Amputation
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Eviszeration
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...
Performance Analyse
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Fehleranalyse Sichtungs-Algorithmus
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Zeit-Raum Verlauf
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Heatmap
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Stress Selbsteinschätzung
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Log Files